DIE ZIEGELWIRTSCHAFT - EIN ORT VOLLER GESCHICHTE

Unser Team vom ehemaligen Center-Bistro hat sich viele Gedanken gemacht, wie wir künftig Ihren Gaumen, aber auch Ihre Augen mit einem neuem Ambiente verwöhnen können. Unserem neuen Konzept liegt die interessante Geschichte unseres Standorts zugrunde. Denn hier befand sich einst die „Lotzdorfer Ziegelei“. Nur wenige Meter entfernt befindet sich heute noch der ehemalige Ziegelei-Teich, in dem früher Lehm abgebaut und mit Förderbändern zur Weiterverarbeitung auf einer Feldbahn in Lager-, Press-, und Trockenschuppen und letztlich zum Brand transportiert wurde.

(c) SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / F. Schmidt

Unsere „Ziegelwirtschaft“ befindet sich auf dem Grund und Boden der Lotzdorfer Flur, gelegen unterhalb des Silberberges (270 m ü. NN), an der ehemaligen Salzstraße (heute Badstraße mit Silberberg-Center, Aral-Tankstelle u.a.). Der Grund- und Boden der einstigen bäuerlichen Wirtschaftsflächen des Dorfes Lotzdorf war in dieser Gegend von jeher lehmhaltig und damit wenig ertragreich für eine Bauernwirtschaft. Lotzdorfs Gutsbesitzer und Eigentümer J. G. Großmann war der Erste, der deshalb handgestrichene Ziegel von seinem Lehmboden herstellte. Sein Flurstück Nr. 480 wechselte nach ihm mehrmalig die Besitzer. Sie alle versuchten, eine gewinnbringende Ziegel-Wirtschaft aufzubauen.

So ist am 8. April 1864 im Staatsarchiv Dresden der Kauf der kleinen Ziegelbrennerei durch Schuhmachermeister F. A. Sobe aus Radeberg verzeichnet. Er erwarb sie für 3.500 Thaler von dem Weinhändler F.J. Wiegandt aus Dresden. Offenbar entsprach der Gewinn nicht den Erwartungen, denn bereits 1866 ging die Ziegelei an den Radeberger Baumeister C. A. H. Bedrich, dem ein wirtschaftlicher Aufschwung der Ziegelherstellung gelang. Sein Ziegelmeister war der Lotzdorfer E. H. Genauck, der 1879 selbst die Ziegelei übernahm und mit seinen Erfahrungen zahlreiche Neuerungen einführte, durch Landzukauf die weitere Produktionsfläche sicherte und den Betrieb in der Zeit der Industrialisierung auch als Zulieferbetrieb für die Eschebach‘schen-Werke wettbewerbsfähig gestaltete.

(c) SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / F. Schmidt
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Mit seinem Ruhestand 1897 ging der Betrieb an den Langebrücker Baumeister F.W. Kunath und den Gastwirt K.B. Nitzsche. Diese modernisierten und stellten den Betrieb mit einer Lokomobile (Dampfmaschine) auf eine Dampfziegelei um, mit einem Ringofen mit 14 Brennkammern, wodurch erstmalig technologisch höchst produktiv große Mengen von Ziegeln ohne Unterbrechung hergestellt werden konnten. Der Ringofen war mit einer 25 Meter hohen Esse durch einen Rauchkanal verbunden, und diese hohe Dampfesse wurde zu einem Wahrzeichen im gesamten Umfeld.

Am 8. Juli 1918 ging die Ziegelei in den Besitz des Dresdner Kaufmanns E. A. Bittcher über, dabei wurde bereits ein großer Wertezuwachs verzeichnet. Außer riesigen Lager- und Trockenschuppen für 50.000 Mauersteine und 85.000 Ziegelsteine, einem sehr großen Lehmlager, bei dem mit rund 30 Bränden 3,3 Millionen Ziegel im Jahr hergestellt werden konnten, gab es Stallgebäude für 12 Pferde, eine Wagenremise, Kontor- und Wohngebäude, eine elektrische Lichtanlage und eine Sägewerkseinrichtung. E. A. Bittchers Ziegelmeister war Alfred Breitenstein, dem er die Ziegelei ab 1932 verpachtete und an den sie nach dem Tode Bittchers 1936 überging. Er modernisierte wiederum, stellte die Produktion auf Kraftstrom um, verbesserte durch die Anschaffung von Lastkraftwagen die Mobilität, setzte erste Halbautomaten für die Produktion ein und nutzte mit zeitweise 2 Windkrafträdern natürliche Ressourcen, um mit Pumpen das in der Baggergrube angesammelte Grundwasser in einem tieferliegenden Kanal nach Liegau abzuführen.

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Im Jahr 1939 wurde im „Ziegelwerk Radeberg Lotzdorf - Alfred Breitenstein“ die Produktion kriegsbedingt bis 1945 eingestellt. Kohlemangel in der Nachkriegszeit machten die Ziegelherstellung wiederum vorübergehend fast unmöglich, und A. Breitenstein verlegte sich auf die Herstellung von Nasspresssteinen aus Rohbraunkohle für die Bevölkerung. 1947 lieferte er fast 1,5 Millionen Stück an den Handel. Schließlich wurde die Ziegelproduktion 1962 endgültig eingestellt.

Das Gelände wurde von der LPG „Einigkeit“ als Stützpunkt für die Technik genutzt. In den Jahren nach der Wiedervereinigung 1990 erfolgte die Verfüllung der Lehmgrube fast vollständig, der große Teich wurde auf etwa 0,6 ha reduziert und das Gebiet als Gewerbegebiet mit Einkaufscenter und Tankstelle erschlossen. Was in der Erinnerung bleibt, sind die einstigen Wahrzeichen der Ziegelei mit dem großen und kleinen Windkraftrad, mit der weithin sichtbaren Esse und dem Ziegelei- Teich, der noch Jahrzehnte nach der Schließung des Betriebes in den Sommermonaten für illegale Badefreuden bei Groß und Klein sorgte…

Text und Recherche: Frau Renate Schönfuß – Krause